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Herzlich Willkommen

bei der Feministischen Partei DIE FRAUEN!

Das neue „Erneuerbare-Energien-Gesetz“ (EEG) verdient seinen Namen nicht!

5. August 2016

Stellungnahme zum neuen Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) 

Das neue EEG ist nichts weiter als ein Milliardenprojekt zur Sicherung der Renditen der Stromkonzerne.

Die Bundesregierung will mit ihrem neuen EEG keineswegs erneuerbare Energien fördern. Ziel des Gesetzes ist es stattdessen, erneut die Renditen der Stromkonzerne auf Kosten der Stromkunden zu erhöhen!

Die Studie belegt u. a., dass die im EEG vorgesehene Deckelung für den Ausbau der erneuerbaren Energien komplett unsinnig ist.  Statt dessen ermöglicht diese Deckelung nur, dass weiterhin in großen Mengen Kohlestrom eingespeist wird.

Fazit der Studie: Weder Netzausbau noch Speicher stellen Engpässe dar:

„Es gibt in Deutschland derzeit keine Netzengpassgebiete, in denen eine Verzögerung des Ausbaus erneuerbarer Energien gerechtfertigt wäre…
Der von den Übertragungsnetzbetreibern ermittelte umfangreiche Netzausbaubedarf ist vor allem darauf zurückzuführen, dass das gegenwärtige Marktdesign eine Einspeisegarantie für fossilen Strom auch in Zeiten hoher Überkapazitäten vorsieht,…“

Für die Bundessprecherinnenrunde der Feministischen Partei DIE FRAUEN zeigt das neue EEG: 
Um die Aktienkurse der Fossilstrom-Industrie zu sichern, wird in Kauf genommen, dass sich die Lebensbedingungen auf der Erde unumkehrbar verändern!

Die linke Freude an der Prostitution

12. April 2016

Liebe Menschen von der Linksjugend-solid,

ich möchte ganz gezielt diejenigen unter euch ansprechen, die am 8. / 9. April 2016 auf dem Bundeskongress für den Antrag „Solidarität mit Sex­arbeiter*innen – Nein zum neuen Prostituierten­schutz­gesetz – Nein zu Bevormundung und Fremdbestimmung im sexuellen Dienst­leistungs­gewerbe“ gestimmt haben. Das waren ja wohl nicht alle von euch, es besteht also Hoffnung.

Ich bin eine ehemalige, wie ihr es nennt, „Sexarbeiterin“, und ich habe euren Antrag gelesen und möchte euch gerne mal mitteilen, was ich von eurer angebotenen „Solidarität“ halte.

Zunächst mal, es ist super, dass ihr druntergeschrieben habt dass ihr von der Linksjugend seid. Als ich die Formulierung „sexuelles Dienstleistungsgewerbe“ gelesen hab, hab ich nämlich kurz gedacht die FDP sei wiederauferstanden.

Dass ihr gegen „Fremdbestimmung“ seid, fand ich dann wieder gut. Leider musste ich im Laufe des Textes feststellen, dass ihr nicht verstanden habt, dass die Fremdbestimmung in der Prostitution vom Freier ausgeht und also SYSTEMIMMANENT ist, denn der will Sex, ich will eigentlich keinen, ich brauch nur die Kohle, also stimme ich der Fremdbestimmung gezwungenermaßen zu, so einfach ist das.

Ihr schreibt:

„Obwohl Sexarbeit eine längst etablierte Form der Dienstleistungen innerhalb unserer Gesellschaft darstellt und seit 2002 in der BRD als legal gilt, werden Sexarbeiter*innen im Alltag und im Berufsleben immer noch stark stigmatisiert.“

Und ich kann mich nur wundern darüber, dass ihr den prostitutiven Akt als „Beruf“ und als „Dienstleistung“ bezeichnet. Sexualität ist der intimste Bereich eines Menschen, dürfen wir wenigstens den bitte behalten, oder müssen wir ALLES an uns verwerten und verkapitalisieren lassen, restlos?

Seit wann tritt die Linke eigentlich als Verteidigerin des Verkaufs sämtlicher menschlicher Bereiche auf? Ihr bezeichnet Sex als Dienstleistung, als ließe er sich abtrennen vom Ich, vom Selbst, vom Körper, von der Persönlichkeit, als könne man ihn ablösen, hübsch verpacken, auf die Ladentheke stellen und dann kommt da so ein Typ, gibt mir 50 Euro und nimmt den Sex mit. Stellt ihr euch das so vor, ja? Ihr sprecht sogar von „miserablen Arbeitsbedingungen“, ja, meint ihr denn der Missbrauch, den wir erlebt haben und den so viele von uns immer noch erleben wird schöner wenn wir einen hübschen „Arbeitsplatz“, wie ihr es nennt, kriegen? „Arbeitsbedingungen“, was soll das? Unter welchen „Bedingungen“ wäre der Missbrauch, den die Freier uns antun, für euch denn okay? Oder seht ihr das gar nicht als Missbrauch und ignoriert das, was aus der Prostitution ausgestiegene Personen und auch die Traumaforschung so sagen? 68% aller Prostituierten haben eine PTBS, da haben wir noch nicht mal von Depressionen, Süchten, Borderline, Psychosen gesprochen. Meint ihr die kommen von den „miserablen Arbeitsbedingungen“, diese Sachen, oder wie? Jede Aussteigerin, die ich kenne, bezeichnet das, was sie erlebt hat in der Prostitution, als sexuellen Missbrauch. Dass wir diesen sexuellen Missbrauch geduldet haben oder dulden mussten, macht noch lange keinen Beruf daraus!

Dann hackt ihr immer wieder auf dem Stigma rum und darauf, dass wir nicht stigmatisiert werden dürfen. Da gebe ich euch Recht, wenn ich auch anmerken muss, dass es nicht das Stigma ist, welches uns vergewaltigt, missbraucht, tötet, sondern die Freier. Leider zieht ihr aus der Forderung, prostituierte Personen dürften nicht stigmatisiert werden, die falschen Schlüsse. Ihr schreibt:

„Dieses drückt sich in der fehlenden Anerkennung ihres Berufes (aus).“

Ihr wollt also quasi, um das mal klarzustellen, dass der Missbrauch, dem prostituierte Frauen ausgesetzt sind, etabliert wird, ihr wollt, dass er ein Job wird, ihr wollt, dass der Missbrauch OKAY wird. Kurz und gut, ihr tretet hier für das Recht von Frauen ein, die Duldung von sexuellem Missbrauch als Job zu benennen. Oder besser: ihr tretet für das Recht von Männern ein, Frauen zu missbrauchen und diesen Missbrauch zu verharmlosen, indem er „Arbeit“ genannt wird. Euer Draufrumgereite auf einer „selbstbestimmten Sexarbeit“ versteh ich auch nicht. Alle prostituierten Frauen die ich kenne haben die Prostitution „gewählt“ weil sie keine andere Option gesehen haben. Was soll daran selbstbestimmt sein? Dass ich mich dann IN DER PROSTITUTION wenigstens noch dafür entscheiden kann nur mit Gummi zu blasen und wegen all der noch weniger „selbstbestimmten“ Frauen aus Südosteuropa nix mehr zu verdienen oder mich eben gleich dafür zu entscheiden jeden Schwanz einfach so in den Mund zu nehmen, weils Standard is? Tolle Selbstbestimmung!

Unser Problem ist nicht die „fehlende Anerkennung des Berufs“, unser Problem IST der „Beruf“!
9 von 10 Prostituierten würden sofort aussteigen, wenn sie es könnten. Was erzählt ihr da von Anerkennung des Berufs?!

Euer ganzes Pamphlet da klingt nicht nur wie von der Pro-Prostitutionslobby abgeschrieben, es ist es wohl auch. Ihr verweist auf den BesD als „organisierte Sexarbeiterinnen“, euch ist schon klar, dass die nur 0,01 % der Prostituierten in Deutschland repräsentieren und nicht wenige der Vertreterinnen Bordellbetreiberinnen sind, oder? Was soll das für eine Organisation für Prostituierte sein, wenn da Bordellbetreiberinnen mit bei sind? Die AusbeuterInnen gründen eine „Gewerkschaft“, um dort die ArbeiterInnen zu vertreten?

Ganz ehrlich, das ist die lustigste Gewerkschaft, die ich kenne! Wen habt ihr überhaupt noch so angehört? Außer Bordellbetreibern wie Fricke, Escortagenturbesitzerinnen wie Klee? Auf der Basis welcher Informationen aus wessen Hand fasst ihr eigentlich eure Beschlüsse? Wenn ihr dann demnächst was zu Rassismus macht, lasst ihr euch dann von Neonazis beraten?

Gänzlich an eurer Reflexionsfähigkeit zweifel ich dann wenn es zum nächsten Absatz kommt. Ihr schreibt:

„Neben diesen rechtlichen Verschlechterungen kommt es auch in der gesellschaftlichen Linken häufig zu Victimisierung und Bevormundung von Sexarbeiter*innen.“

Hier frage ich mich ernsthaft, wer prostituierte Frauen viktimisiert. Die Freier die uns missbrauchen oder die, die aussprechen, dass es Missbrauch ist?

Wollt ihr verhindern, dass wir zu Opfern werden? Dann schafft das Freiertum ab! Oder wollt ihr nur dass Menschen aufhören zu SAGEN, dass uns schlimmes angetan wird in und mit der Prostitution? Dann benennt das auch so, und hört auf so zu tun als würden Menschen, die Prostitution als menschenverachtend ansehen, uns zu Opfern machen, denn DIE sind es nicht, die das tun!

Weiter schreibt ihr:

„ So treten einige Teile der Linken immer wieder für ein “absolutes Prostitutionsverbot” oder das angeblich fortschrittliche “Schwedische Modell” ein, weil Sexarbeit/Prostitution Ausdruck des Patriarchats schlechthin sei.“

Hier eine Verständnisfrage: das klingt, als wärt ihr nicht der Meinung, dass Prostitution Ausdruck des Patriarchats ist – habe ich das richtig verstanden? Wenn es das nicht ist, was ist es dann? Wieso sind dann 98% aller Personen in der Prostitution weiblich und die Freier zu fast 100% männlich? Und jetzt sagt nicht: das ist so, weil wir im Patriarchat leben.

Weiter:

„ Ja, Sexarbeit findet unter gegebenen Bedingungen im Patriarchat statt, sodass die Frage nach der Freiwilligkeit nie leicht zu beantworten ist.“

Findet Prostitution also noch woanders als im Patriarchat statt? Ernsthaft? Und welche Schlüsse zieht ihr aus der Tatsache, dass, wie ihr ja selber erkennt, die Frage nach der Freiwilligkeit schwer zu beantworten ist?

Weiter:

„ Zum überwiegenden Teil üben Frauen* diesen Beruf aus, während vor allem Männer Dienstleistungen von Sexarbeiter*innen kaufen.“

Wie ihr euch schön auf die Täterseite stellt und sexuelle Gewalt verharmlos hier, ist echt ein Fest.

Weiter:

„Die feministische Reaktion kann jedoch nicht eine paternalistische Haltung sein, die Sexarbeiter*innen vorschreiben will, wie ein richtiges Leben auszusehen habe.“

Hier möchte ich euch so gern fragen wo ihr DAS bitte herhabt. Menschen die Prostitution als zerstörerisch ansehen, als menschenverachtend, paternalisieren nicht, sie solidarisieren sich mit uns! Das ist übrigens genau das, was ihr noch üben müsst. Und btw, niemand schreibt prostituierten Frauen vor, wie ein „richtiges Leben“ auszusehen hat. Ihr müsst unbedingt von der Leier runterkommen, alle die Prostitution als schädlich erkannt haben seien irgendwelche konservativen Moralapostel, die „gefallene Mädchen“ belehren. Die Anerkennung des Elends und des Leids in der Prostitution, das Konstatieren von Gewalt in ihr, all das macht keine Belehrung aus, sondern ein SEHEN der wahren Verhältnisse, in denen prostituierte Menschen stecken, und damit das Zeigen von Respekt und Zugewandtheit gegenüber denen, die daran und darin leiden!

Weiter:

„Sowohl im schwedischen Modell als auch bei einem kompletten Verbot würde die Selbstbestimmung und der Schutz von Sexarbeiter*innen noch dramatischer gefährdet werden als unter der bestehenden Gesetzeslage. Am Bestehen des Patriarchats mit seinen spezifischen Rollenbildern und gesellschaftlichem Machtungleichgewicht zwischen Frauen* und Männern würden diese Gesetzesverschärfungen nichts verändern.“

Warum würde das nichts ändern? Prostitution ist ein Grundpfeiler des Patriarchats, so wie alle sexuelle Gewalt. Warum sollte es nichts ändern, das zu verbieten? Warum ist Prostitution der einzige Bereich des Lebens, in dem Gesetze plötzlich nicht mehr wirken sollen? Findet Prostitution outer space statt, oder wie? Genauso könnte man sagen, Vergewaltigung darf nicht per Gesetz geregelt werden – das würde ja eh nichts an den Rollenbildern und dem bestehenden Machtungleichgewicht ändern! Ihr wollt also alles lassen, wie es ist? Sexuelle Gewalt, patriarchale Verhältnisse, dabei belasst ihr es? Hat die Linke keine Visionen mehr? Oder hat sie nur keine Visionen mehr, wenn es speziell um prostituierte Frauen geht…?

Ja, ich unterstelle euch, ihr meint es gut. Aber wenn ihr für eine Entkriminalisierung der Prostitution auf Freierseite eintretet (für eine Entkriminalisierung auf Seiten der prostituierten Personen sind wir ja hoffentlich alle), dann ist das so als würdet ihr sagen: „Frauen die von Partnerschaftsgewalt betroffen sind, sind mit einem Stigma belegt. Um dieses Stigma abzuschaffen, entkriminalisieren wir häusliche Gewalt, auch auf Seiten des Täters, dann hat die Frau nix mehr, wofür sie beschämt wird!“ Merkt ihr was?

Wer überhaupt nicht vorkommt in eurem Pamphlet, das ist, wie übrigens immer, der Freier.

Tut mir den Gefallen, lest euch mal kreuz und quer ein paar Beiträge in Freierforen durch und dann teilt mir doch bitte mal mit, wie ihr dafür sein könnt, SOWAS zu legalisieren! Wie ihr dafür sein könnt, dass Männer sowas mit Frauen machen! Ich bin gespannt auf eure Argumentation.

Weiter:

„Wer selbstbestimmte Sexarbeiter*innen illegalisieren will, der*die kriminalisiert diese und drängt die gesamte Branche in den Untergrund, wo keinerlei Schutz mehr gewährt werden kann. Für besseren Schutz benötigen Sexarbeiter*innen mehr Selbstbestimmung und die gesellschaftliche und rechtliche Anerkennung ihres Berufes. Nur auf diese Weise und als anerkannte Arbeiter*innen können sich diese als Teil der Arbeiter*innenklasse öffentlich organisieren, für ihre Interessen, bessere Arbeitsbedingungen und soziale Absicherung einstehen. Ein Verbot von Sexarbeit oder die Kriminalisierung von Freier*innen (wie in Schweden) würden letztlich nur dazu führen, dass Sexarbeit unsichtbar und unsicherer wird.“

Dann das Märchen vom Untergrund. Bitte lest euch dazu mal Ausführungen zum schwedischen Modell, das den Freier kriminalisiert und die Prostituierte entkriminalisiert, durch. Und auch die Evaluierung dieses Gesetzes in z.B. Norwegen. NEIN, Prostitution ist keine feste Größe. Ja, sie kann verringert werden. NEIN, das schwedische Modell verschiebt sie nicht in den Untergrund. Ja, das Frauenbild in der Gesellschaft ändert sich damit, wenn das eine Geschlecht das andere nicht mehr kaufen kann. NEIN, wir brauchen keine „Anerkennung als Beruf“, wir brauchen eine Anerkennung von Prostitution als MISSBRAUCH! Und NEIN, wir sind kein Teil der ArbeiterInnenklasse, wir sind zuerst mal Geschädigte sexuellen Missbrauchs durch die Prostitution! Wir organisieren uns damit NICHT in der ArbeiterInnenklasse, sondern in Opferverbänden (z.B. sisters e.V., SPACE International), denen ihr ja aber nicht zuhört! Eine Organisation durch euch und auch ein Sprechen von euch über uns brauchen wir nicht, wir organisieren uns selbst, danke!

Weiter:

„Wer ernsthaft für eine emanzipatorische Gesellschaft eintritt, der*die muss auch für körperliche und sexuelle Selbstbestimmung eintreten.“

Prostitution ist das genaue Gegenteil sexueller Selbstbestimmung. Der eine will Sex, der andere nicht. Geld soll das regeln. Prostitution hat NICHTS mit körperlicher und sexueller Selbstbestimmung zu tun, es ist das genaue Gegenteil davon, denn alles, was ich tu, bestimmt der FREIER, und ist damit fremdbestimmt. Was mich richtig, richtig annervt, ist euer Gesabbel von sexueller Befreiung bei gleichzeitiger Nennung von Prostitution als Beispiel dafür. Haltet uns da raus, wir lassen uns dafür nicht benutzen! Macht eure sexuelle Befreiung selbst, unseren Missbrauch braucht ihr dafür nicht hernehmen und beschönigen!!!

Weiters würde ich euch bitten euch mal einzulesen, dann wüsstest ihr nämlich auch, dass Zwangsprostitution niemals von Prostitution getrennt werden kann wie ihr es gern hättet! Erstens verwischen die Grenzen und zweitens wird es nie genug Frauen geben, die das „freiwillig“ machen, ein guter Teil wird immer gezwungen werden müssen, um die Nachfrage zu befriedigen, d.h., wer Prostitution will, der muss Zwangsprostitution mögen, das eine ohne das andere gibt es nicht. Und btw, wer Prostitution völlig entkriminalisiert und legalisiert, der ist dafür, dass der Markt alles regelt, und das heißt: die Nachfrage wächst, das Angebot wächst, die Nachfrage wächst weil Gewöhnung der Männer ans Freiersein, das Angebot wächst weiter usw., es ist eine Spirale nach oben, habt ihr eigentlich überhaupt mal was über die Grundregeln des Kapitalismus gelesen, wenn ihr die Ware Frau schon völlig ungeregelt und ungehemmt verkapitalisiert haben wollt?

Weiter:

„Dabei ist auch am Asylgesetz anzusetzen, sodass migrantischen Zwangsprostituierten nicht länger die Abschiebung droht, sondern sie Aufenthalts- und Arbeitsrecht erhalten. Mit diesem Beschluss wollen wir unseren Fokus allerdings auf diejenigen Sexarbeiter*innen lenken, die in ihrer körperlichen Selbstbestimmung, in ihrer Gesundheit und in ihren Rechten im Berufsalltag durch bestehende Gesetze in ihrer Tätigkeit als Sexarbeiter*innen eingeschränkt werden – auf den Teil, der sich bewusst und selbstbestimmt zur Ausübung sexueller und erotischer Dienstleistungen entschlossen hat“

Ja, und wieviele sind das? 1 von 10. Höchstens. Und an denen wollt ihr jetzt ausrichten, was die Lage ALLER prostituierten Frauen in Deutschland verändert? Ist der Rest euch egal, oder was? Wem vom BesD, von den Betreiberinnen da, habt ihr denn zugehört? Den 90% Migrantinnen, die wir hier haben, ganz sicher nicht, die sind dort nämlich gar nicht vertreten, und ihr macht bei dieser rassistischen Scheiße auch noch mit! Die Masse ist eben NICHT Bordellbetreiberin, Edelhure, Domina, die Masse spricht nicht mal deutsch! Wie ignorant kann man sein? Prostitution ist klassistisch und rassistisch, was meint ihr, warum so viele indigene Frauen drin sind, oder hier in Deutschland Romnija? Was meint ihr, wo das herkommt?

Und dann postet ihr auf Facebook Aufrufe zu Demos gegen Rassismus? Ich lache, ich lache laut!

Weiter:

„Daher meinen wir, dass ein Feminismus, der es mit der Selbstbestimmung von Frauen* und Sexualität ernst meint, auch für die Rechte und Forderungen von Sexarbeiter*innenverbänden kämpfen muss. Der Landesverband Bremen der linksjugend [‘solid] bekennt sich zu einem solchen Feminismus und wird für die rechtliche Stärkung von Sexarbeiter*innen einstehen und sich mit deren Kämpfen solidarisieren.“

Mit unseren Kämpfen solidarisiert ihr euch ganz bestimmt NICHT, indem ihr die sexuelle Gewalt als Beruf bezeichnet, die Masse von uns IGNORIERT und Prostitution sexuelle und körperliche Selbstbestimmung nennt!

Ich frage mich wirklich, von was zur Hölle redet ihr? Kommt mal in der Realität an! Und wenn ihr euch schon nicht mit uns solidarisieren könnt, weil ihr so gerne BetreiberInnen zuhört, lasst uns wenigstens in Ruh und maßt euch nicht an für uns zu sprechen! Ihr habt noch nie selber den Arsch hingehalten, ihr seid nicht in der Prostitution, das ist, nur zur Erinnerung, übrigens ein PRIVILEG, das ihr damit habt, und dann hockt ihr da in eurem Bremer Landesverband und auf dem Bundeskongress und babbelt von Anerkennung als BERUF?! Geht’s noch?!

Hier im Sisters e.V. schlägt wöchentlich mindestens eine Frau auf, die bereits ausgestiegen ist (mal abgesehen von denen die uns kontaktieren weil sie raus wollen!), und die uns erzählt, dass sie gerade zum ersten Mal darüber spricht, weil die Gesellschaft ihr immer nur vorhält, es sei doch ein BERUF und eine ARBEIT und ein JOB und alles happy sexwork und ganz toll, und weil die Verletzungen, die sie in der Prostitution erlebt hat, also darauf schließen lassen müssen dass mit IHR etwas nicht stimmt! Genau für dieses gesellschaftliche Klima sorgen Leute wie IHR. Wegen dem was ihr erzählt, reden die Aussteigerinnen nicht. Auch mir hat es wegen solchen Texten wie eurem jahrelang die Sprache verschlagen, weil man als Prostituierte nicht mal weiß wo man ANFANGEN soll, wenn man sowas liest!

Prostitution ist sexistisch, rassistisch und klassistisch, und dann kommt ihr daher, lasst euch von Bordellbetreibern, Escortagenturbesitzerinnen bequatschen und erzählt uns einen von sexueller Befreiung? Und das nennt ihr LINKS?! Das kann nicht euer Ernst sein! Es kann ums Verrecken nicht darum gehen, es sich in so einem sexistischen, klassistischen und rassistischen System wie der Prostitution so gemütlich wie möglich einzurichten! Wem mutet ihr sowas zu?! So ein System gehört ABGESCHAFFT! Ihr müsst begreifen, dass die Unterstützung der Frauen in der Prostitution NICHT dasselbe ist wie die Unterstützung des Systems Prostitution! Dieses System gehört überwunden, und nicht etabliert und „anerkannt als Beruf“! Loben kann man euch hier höchsten dafür wie fein ihr von der ZuhälterInnenLobby abgeschrieben habt! Super gemacht!

Im Ernst: So sieht eure Solidarität mit uns aus? Schämt euch, und danke, wir verzichten!!!

Huschke Mau (@huschkemau)

Mitunterzeichnet für die Aussteigerinnen beim Sisters e.V.

Annalena, Aussteigerin

Sonja, Aussteigerin

Sandra, Aussteigerin

Sunna, Aussteigerin

NaDia, Aussteigerin

Andra, Aussteigerin

Esther Martina, Aussteigerin

Eva, Aussteigerin

PS: Wenn ihr euch doch noch dafür entscheidet, dass euch die Meinung von Frauen aus der Prostitution, die keine ProfiteurInnen sind, interessiert, und ihr den Mythen über das schwedische Modell nicht weiter Glauben schenken möchtet, dann könnt ihr euch ja melden. Reden is immer gut.

Verschärfung des Sexualstrafrechts statt Verschärfung des Asylrechts

Die Übergriffe auf Frauen in der Silvesternacht haben ihre Ursache in der Legalisierung und Duldung von Gewalt gegen Frauen!

1997 hat die Frauenbewegung – nach 30 Jahren Kampf – einen großen Sieg errungen: Die Vergewaltigung in der Ehe wurde strafbar.

  • Dieser Sieg war ein Pyrrhussieg! In Deutschland wird kaum ein Vergewaltiger verurteilt, denn ein „Nein!“ reicht nicht aus. Die Bundesrepublik hat die Konvention von Istanbul, nach der jede nicht einvernehmliche sexuelle Handlung zu bestrafen ist, bislang nicht umgesetzt.
  • Die Darstellung von sexueller Gewalt gegen und die Erniedrigung von Frauen – Pornografie – ist in allen Medien frei und straffrei zugänglich!
  • In der Werbung wird die sexuelle Verfügbarkeit und Selbsterniedrigung von Frauen flächendeckend durch Plakate, Zeitungsanzeigen und Werbespots verbreitet!
  • Männer können gegen Bezahlung straffrei Frauen zur sexuellen Befriedigung und zur Umsetzung ihrer perversen Fantasien benutzen. An der Hochschule Hamburg werden Seminare zur „Einführung in die Prostitution“ angeboten.

Wen wundert es, dass Frauen in der Öffentlichkeit als Freiwild betrachtet werden? Die Feministische Partei DIE FRAUEN fordert:

  • Schluss mit der legalen und straffreien Gewaltanwendung gegen Frauen!  Konsequente Verfolgung und Bestrafung der Täter.
  • Schluss mit der legalen und straffreien Erniedrigung von Frauen!
  • Umsetzung der Konvention von Istanbul.Einführung eines Gesetzes zur Bestrafung von Freiern.

Frauen aller Länder vereinigt Euch und bringt das Patriarchat zu Fall!

Die Bundessprecherinnenrunde der Feministischen Partei DIE FRAUEN Margot Müller, Sabine Scherbaum und Adelheid Wohlfart 

VISIONEN IM HIER UND JETZT

ÜBER DEN SCHEINBAREN WIDERSPRUCH ZWISCHEN FUNDAMENTALISMUS

UND REALPOLITIK

Berlin August 2008

Autorin: Margot Müller, Bundessprecherin der Feministischen Partei DIE FRAUEN Bundesmitfrauenrundbrief 41, Hg. Bundessprecherinnenrunde

Für die politisch interessierte Leserin, die alt genug ist, die Entstehung und Entwicklung der GRÜNEN verfolgt zu haben, sind die Begriffe „Fundamentalismus“ und „Realpolitik“ und die damit verbundenen Diskussionen bekannt.

Für Jüngere sei gesagt, dass diese Begriffe Wortschöpfungen der GRÜNEN sind. Die Auseinandersetzung selbst aber ist älter; sie wurde von allen systemkritischen Parteien geführt und wurde vorher in der StudentINNenbewegung und in der ArbeiterINNenbewegung als Widerspruch zwischen Reform und Revolution bezeichnet. Fast immer ließen sich in diesen Diskussionen DREI Strömungen ausmachen.

Die erste war der Meinung, dass Reformen Revolutionen, d.h., grundsätzliche Veränderungen, verhindern oder zumindest erschweren. Also: Alles oder Nichts. Der Grundgedanke dabei ist, dass die Menschen umso eher zu einer Revolution bereit sind, je schlechter es ihnen geht. Gerade in Deutschland wurde durch den Nationalsozialismus bewiesen, dass dieser Gedankengang nicht nur falsch und menschenverachtend, sondern sogar äußerst gefährlich ist.

Die zweite Strömung wollte „lieber den Spatz in der Hand als die Taube auf dem Dach“. Eine buchstäblich bestechende Politikvariante, denn sie bringt ihren VertreterINNen erst einmal schnelle Scheinerfolge und ganz reale Pöstchen und versandet danach schnell perspektivlos im selbstgeschaffenen Sumpf aus faulen Kompromissen und angeblichen Sachzwängen: die sogenannte „Realpolitik“, wie wir sie gut kennen.

Die dritte Strömung wollte unmäßiger Weise schon immer sowohl den Spatz als auch die Taube. Dies ist die schwierigste Variante, denn sie erfordert sowohl Mut als auch Rückgrat und Kühnheit und das im lang andauernden, unnachgiebigen Einsatz.

Den GRÜNEN ist es gelungen, durch hartnäckiges Gegeneinanderstellen der ersten und zweiten Strömung – auch Polarisieren genannt – sowohl die erste als auch die dritte Strömung auszuschalten. Übrig geblieben sind die sogenannten RealpolitikerINNen, die wir alle kennen. Der sogenannte „Fundamentalismus“ wurde als weltfremd und verschroben in eine Schublade gepackt.

Seither ist es in der Politik üblich, von dieser gierigen dritten Strömung – sollte sie sich irgendwo zeigen – energisch zu verlangen, sie solle sich umgehend der sogenannten „Realpolitik“ unterordnen. Ansonsten wird ihr das Etikett „Fundamentalismus“ aufgepappt und von ihr gefordert, in der entsprechenden Schublade zu verschwinden.

Zum Glück ist diese Schublade viel zu klein für die dritte Strömung. Und es gibt keinen Grund, warum sie sich der „Realpolitik“ unterordnen sollte. Dafür ist sie viel zu groß und vernünftig. Sie kann die „Realpolitik“ beinhalten ohne ihre Ziele aufzugeben.

Wer eigentlich ist diese sogenannte „Realpolitik“, dass sie einen Alleinherrschaftsanspruch formuliert? Sie ist doch nur Mittel zu einem Zweck: die programmatischen Ziele – in unserem Falle eine Welt, in der nicht nur der „Mensch“, sondern auch Frauen und Kinder glücklich in einer intakten Natur und einer gewalt- und herrschaftsfreien Gesellschaft leben können – zu realisieren. Denn diese Ziele werden nicht durch noch so hartnäckiges Hoffen, Beten oder Wünschen Wirklichkeit. Eine bessere Welt, ein besseres Leben, wird nicht irgendwann eines Tages plötzlich vom Himmel fallen – als Geschenk von der „lieben Gott“ oder so.

Alle Verbesserungen in der menschlichen Gesellschaft geschahen nicht automatisch, sondern mussten leider mit viel Blut, Schweiß und Tränen – und in der Realpolitik – erkämpft werden. Und auch wir Frauen sind und werden von diesen Kämpfen nicht verschont. Wir haben nur die Wahl, sie entweder zu erleiden oder sie auszufechten und dabei unseren Platz in der Geschichte einzufordern.

Die Zeit der Illusionen, des Glaubens an schnelle und leichte Erfolge, ist vorbei. Wir sollten uns und den anderen Frauen klar machen, dass wir nie etwas geschenkt bekamen und bekommen werden. Ohne dass wir unseren Platz in der Realpolitik behaupten und ausbauen, können wir in der realen Welt nichts erreichen. Um unser Ziel einer herrschaftsfreien Gesellschaft zu erreichen, ist es unumgänglich notwendig, den Frauenanteil in der Politik, vor allem in allen entscheidungsfähigen Instanzen, mehrheitsfähig und dem weiblichen Bevölkerungsanteil entsprechend zu erhöhen, alle Diskriminierungen, die der Erreichung dieses und unserer anderen Ziele im Wege stehen, zu beseitigen und der weiblichen Bevölkerung die Notwendigkeit einer politischen Organisierung zur Verbesserung ihrer Lebenslage sowie die taktische und strategische Bedeutung einer eigenständigen Machtbasis in Form einer feministischen Partei zu vermitteln.

Es braucht kleine Fische, um große Fische zu fangen. Der Spatz in der Hand ist der Köder, mit dem wir die Taube auf dem Dach fangen werden.

Margot Müller, Frankfurt a.M., 02.08.2008

Sind wir eine feministische Partei?

von Margot Müller, Landessprecherin Hessen

Juni 2008

Da wollen endlich die Frauen eine größeren Frauengruppe, die sich „Die Hälfte des Himmels“ nennt, bei uns Mitfrauen werden, und schon steht der alte Zankapfel Feminismus, d. h. stellvertretend das Adjektiv „feministisch“ im Namen unserer Partei wieder zur Disposition. Die neuen Frauen stört der Begriff und bei uns war er von Anfang an heiß umstritten. Er hat uns bisher auch nicht die Sympathien eingebracht, die wir erhofft hatten.

Zumindest mich wundert das nicht, denn der Begriff „Feminismus“ ist ein „Unwort“ und das ist wissenschaftlich nachgewiesen. Sinnverwandte Begriffe wie „feministisch“ oder „emanzipiert“ teilen das gleiche Schicksal. Das weiß ich, habe ich doch, ich glaube es war in den Neunzigern des letzten Jahrtausends, in der Frankfurter Rundschau einen Artikel gelesen, der berichtete, dass Medienfrauen zu diesen Begriffen eine Studie durchgeführt haben. Den Artikel habe ich leider nicht mehr, aber sein Inhalt hat mich so beeindruckt, dass er mir heute noch in Erinnerung ist. Vielleicht kann mal eine dazu eine Internetrecherche anstellen.

Es wurde in diesem Artikel berichtet, dass die Studie ergeben habe, dass Frauen es fürchten, als Feministin oder Emanze angesehen zu werden und sich deswegen von den Begriffen „Feminismus“ oder „feministisch“ distanzieren, wenn sie über ihre politischen Wünsche oder Forderungen sprechen. Die Autorinnen der Studie waren auch den Gründen für dieses Verhalten nachgegangen und hatten dabei festgestellt, dass die Medien diese Worte in der überwiegenden Mehrzahl der Fälle mit einer stark negativen Konnotation oder Bedeutung verwenden.

Um so mutiger erschien es mir, als ich ein paar Jahre darauf erfuhr, dass sich eine „feministische Partei“ gründen wollte. Da ich bekennende Feministin bin und mir die ängstliche Leisetreterei vieler meiner Mitstreiterinnen schon länger missfiel, hat mich das Projekt sofort interessiert. Nachdem ich das Programm gelesen und es für feministisch und innovativ befunden hatte, wurde ich Mitfrau, nicht zuletzt deswegen, weil ich diesen mutigen und intelligenten Frauen zutraute wirklich etwas zu bewegen.

Ich gebe zu, auch mir sind die Inhalte wichtiger als der Name, aber ohne die Bezeichnung „feministisch“ hätte ich mich für die Inhalte noch einer weiteren Partei, auch wenn sie von Frauen gegründet sein soll, nicht interessiert. Ich hätte, mit meinen fast vierzig Jahren politischer Erfahrung, wie auch schon bei der „Frauenpartei“ geglaubt, die werden entweder bald am Ende sein oder geschluckt werden.

Nach wie vor denke ich nämlich, dass es eine Frauenpartei nicht geben kann und die Idee einer solchen illusionär ist.

Diese Idee ist illusionär, weil Frauen als soziale Gruppe zu wenig gemeinsame Interessen haben. Es gibt reaktionäre, konservative und progressive Frauen. Die können zwar in einzelnen Punkte gemeinsame Ziele haben und sich verbünden, insgesamt wollen aber die Einen rückwärts, die Anderen vorwärts und wieder Andere wollen den Status quo möglichst erhalten. Der Kompromiss zwischen allen ist ein Hin- und Hergezerre um die Richtung in die es gehen soll, und daraus folgend die Agonie der Erschöpfung.

Daher kann sich eine Partei sich nicht sozial, sondern nur politisch definieren, wenn sie politischen Erfolg haben will. Frau sein ist kein politisches Programm. Eine politische Partei braucht ein politisches Programm und eine gesellschaftliche Perspektive, welches sich an eine in erster Linie politisch und nicht sozial oder gar biologisch definierte Zielgruppe richtet.

Der Feminismus geht weit über alle Bestrebungen nach Gleichberechtigung oder Gleichstellung der Frauen mit den Männern innerhalb einer patriarchalen und damit per Definition androzentrischen Gesellschaftsordnung hinaus. Der Feminismus ist die Theorie und Praxis von der Befreiung der Frau. Das Patriarchat ist eine Gesellschaftsordnung, in der Männer über Frauen und die Natur herrschen. Eine Befreiung der Frau erfordert die Abschaffung des Patriarchats und eine Erhaltung unseres Planeten als lebenswerte Welt. Damit ist der Feminismus eine Weltanschauung mit einer zukunftsorientierten, friedlichen, menschenfreundlichen und welterhaltenden Perspektive, die den zerstörerischen menschenfeindlichen Herrschaftsverhältnissen des Patriarchats unvereinbar gegenüber steht.

Da Frauen in allen bisher bekannten Gesellschaften, in denen es Herrschaft gibt, unterdrückt werden, brauchen wir eine herrschaftsfreie Gesellschaft, um die Befreiung der Frau Realität werden zu lassen. Da Herrschaft sich auf Ausbeutung begründet und die Ausbeutung und Unterwerfung der Frauen nach der feministischen Gesellschaftsanalyse historisch und aktuell das allen anderen Formen der Ausbeutung zugrunde liegende Herrschaftsverhältnis ist, brauchen wir eine Gesellschaft ohne Ausbeutung des Menschen durch den Menschen und ohne die zerstörerische Ausbeutung der Natur, um die Befreiung der Frau Wirklichkeit werden zu lassen. Ohne ein anderes, gerechteres, nachhaltig produzierendes Wirtschaftssystem werden wir mit unseren Bestrebungen nicht weit kommen.

Die patriarchale Weltordnung und das kapitalistische Wirtschaftssystem sind in unserer Gesellschaft die heiligen Kühe, die nicht angetastet werden dürfen. Schon die Infragestellung in Wort und Schrift hat Repressionen zur Folge. Da ist es zugegebenermaßen sicherer, die wahren Ansichten oder Absichten geheim zu halten.

Aber was bringt uns das andererseits? Einen leichteren und schnelleren Zugang zu den Parlamenten? Die Politik des Kreismitfrauenverbandes Darmstadt spricht dafür. Die Frauen dort verschweigen nach Kräften das „feministisch“ und der Erfolg – als bisher erste und einzige Mitfrau ist Barbara Obermüller in Darmstadt Stadtverordnete geworden- scheint ihnen Recht zu geben. Barbara hat dort die Gelegenheit das zu tun, weswegen wir eine Partei gegründet haben. Sie stellt in der Stadtverordnetenversammlung intelligente Anträge, die sogar wie wir uns das ja wünschen, von Frauen der anderen Fraktionen unterstützt werden.

Die Kehrseite der Medaille ist allerdings, dass die aufreibende Arbeit der Frauen des Kreismitfrauenverbandes Darmstadt für diesen selbst keine Vorteile zu haben scheint. Es gibt dort weder einen Zuwachs an Mitfrauen, noch an Spenden, noch wird der KMV oder die Feministische Partei DIE FRAUEN im Zusammenhang mit diesen Erfolgen in der Presse erwähnt. Die schreiben, wenn überhaupt, nur dass die Stadtverordnete Barbara Obermüller diesen oder jenen Antrag eingebracht hat, ohne dabei zu erwähnen, welcher Partei diese angehört.

Dies ist m. E. kein Zufall, sondern hängt direkt damit Zusammen, dass einerseits die Darmstädterinnen den Kreismitfrauenverband mehr wie eine lokale Wählerinneninitiative als wie eine Gliederung der Feministischen Partei DIE FRAUEN behandeln und dies andererseits den Bestrebungen der anderen Parteien, sowohl von den Erfolgen unserer Arbeit mit zu profitieren als auch die lästige Konkurrenz totzuschweigen, sehr entgegenkommt.

Damit wiederholt sich beim Kreismitfrauenverband Darmstadt eine Struktur, die für die gesamte Frauenbewegung in Deutschland und auch die Feministische Partei DIE FRAUEN charakteristisch zu sein scheint:

Es gibt einige wenige Frauen, die aufopferungsvoll für eine Verbesserung der Lage der Frauen arbeiten, bis sie ausgebrannt sind, während die große Mehrheit der Frauen von deren Erfolgen profitieren ohne in vielen Fällen auch nur zu ahnen, welchen konkreten Umständen sie diesen warmen Regen zu verdanken haben. Die meisten Menschen in diesem Lande halten soziale Verbesserungen für einen Automatismus, der durch ökonomisches Wachstum betrieben und durch die Anstrengungen der Berufsgruppe der Politiker lediglich in Gang gehalten wird. Und für diesen Service werden die Politiker mit Steuergeldern bezahlt. Die geeigneten Jobkandidaten werden statt durch die Entscheidung eines Chefs mittels der Wählerentscheidung bei den Kommunal-, Landtags- und Bundestagswahlen ausgewählt. Und selbstverständlich spiegelt sich dieses, nicht nur bei Männern sondern auch bei Frauen vorherrschende patriarchale Weltbild, auch im politischen Bereich nieder: Frauen sind das schwächere Geschlecht und leisten weniger als Männer. Und diesem Vorurteil folgend werden Frauen nicht nur seltener als geeignete Kandidaten ausgewählt, ihre Leistungen werden auch weniger wahrgenommen.

Wir verdanken es ausschließlich dem Feminismus, der feministischen Gesellschaftsanalyse und dem Engagement der Feministinnen, dass diese Mechanismen aufgedeckt und anschließend wenigstens punktuell durchbrochen werden konnten.

Wenn Frauen aber die feministische Gesellschaftsanalyse – die es ihnen überhaupt erst ermöglicht hat zu erkennen, dass ihre nach patriarchaler Sichtweise persönlichen und privaten Probleme politischer Natur sind – und damit ihren Feminismus verheimlichen, dann können diese feministische Gesellschaftsanalyse und der Feminismus nicht mehr ihre Wirkung entfalten und ausdehnen. D. h. wir untergraben die Grundlage unseres Erfolges und unserer Existenz als Partei, wenn wir unsere waren Ansichten und Absichten verheimlichen. Und die Mehrheit der Frauen wird niemals erfahren, was eigentlich die Ursache ihrer Probleme ist und sich weiterhin selbst die Schuld geben, statt sich politisch zu organisieren.

Wenn wir wollen, dass mehr Frauen Frauen wählen oder, noch besser, sich politisch engagieren, dann werden wir nicht umhin können als weiterhin beständig patriarchale Mythen zu entlarven und aufzuzeigen, inwiefern „das Private das Politische“ ist. Denn ist es auch wahr, dass eine bedrückende Lebenslage und die Doppelbelastung Frauen an einem politischen Engagement hindert, so gilt dies nicht im Umkehrschluss, wie jede beobachten kann. Schlichtweg ist es keineswegs so, dass das politische Engagement der Frauen proportional zu ihrem Einkommen oder den vorhandenen Kindergartenplätzen zunimmt. Manch einer hat die politische Rückenstärkung durch den Feminismus und die Feministinnen mehr geholfen als ein Kindergartenplatz, zum Beispiel dadurch, dass es ihr den Mut gab, sich gegenüber ihrem Partner durchzusetzen und diesem die Kinderbetreuung zu überlassen, während sie ihrer politischen Betätigung nachgeht.

Solange wir diese Erfahrungen des Aufdeckens patriarchaler Mechanismen und die daraus resultierende Erfahrung der gemeinsamen Aktion und der Solidarität nicht weitergeben, solange wir keine Brücke schlagen zwischen den Kämpfen der Vergangenheit mit ihren Siegen und Niederlagen, den heutigen Errungenschaften und den Zielen die wir für die Zukunft haben, solange werden wir darauf beschränkt bleiben das Patriarchat zu verbessern statt es abzuschaffen. Die Erforschung, Bewahrung und Weitergabe von Frauengeschichte ist ein wichtiger Bestandteil des Feminismus. Woher wollen wir wissen, dass wir etwas anders machen, wenn wir nicht wissen wie es früher war? Ohne Kenntnis der Geschichte wissen wir nicht, ob wir uns nach vorne, in eine bessere Zukunft bewegen oder im Kreis gehen und die Fehler unserer Vorfahrinnen wiederholen, deren Matriarchate untergegangen sind.

Taktisch gesehen kann es sehr wohl von Vorteil sein, den allen Wasserträgern des Patriarchats verhassten Begriff des Feminismus fallen zu lassen. Aber welcher Strategie ordnet sich eine solche Taktik denn unter? Eine Taktik aber, die sich keiner Strategie unterordnet bleibt im Sumpf des Hier und Jetzt der sogenannten Realpolitik stecken, sie kann keine Perspektive weisen. Bringt es uns denn vorwärts, wenn wir um einen Schritt vorwärts zu machen, also in die Parlamente zu kommen, zwei Schritte rückwärts machen indem wir unseren Wunsch nach Befreiung aufgeben, unser ebenso machtvolles wie bedrohliches Wissen über die gesellschaftlichen Zusammenhänge, das aus der feministischen Gesellschaftsanalyse resultiert, verleugnen und tagtäglich perspektivlos unser Erstgeburtsrecht für ein Linsengericht von Reförmchen verkaufen? Ist das nicht frustrierend? Und glaubt Ihr, das hört auf wenn wir erstmal im Parlament sind? Die Erfahrungen der Darmstädterinnen, aber auch die anderer Parteien, der SPD, der PDS und der Grünen zeigen, dass dem nicht so ist. Es wird dann nicht leichter, sondern schwerer. Alle gesellschaftspolitischen Ansätze, die grundsätzlich an den bestehenden patriarchalen Machtverhältnissen rühren, werden vom Patriarchat mit allen Mitteln bekämpft. Wenn das Totschweigen nicht mehr hilft, fangen die bösartigen Attacken an. Das Erlangen von Macht ist immer an Bedingungen geknüpft. Entweder an eine sukzessive Kooperation mit den Herrschenden, das ist der leichte Weg oder an den Rückhalt in einer klaren und starken politischen Bewegung mit ebensolchen Inhalten und einem Programm das Perspektiven aufzeigt. Das ist sicherlich der schwerere Weg. Aber es geht uns ja nicht um das Erlangen von Macht schlechthin durch Anpassen an patriarchale Strukturen, sondern um die Verwirklichung unserer Ziele und die Veränderung unserer Welt zum Besseren hin.

Mit der Diskussion um das „feministisch“ in unserem Namen stehen wir erneut an der Wegscheide zwischen diesen beiden Wegen. Den schwereren Weg sollten wir nur wählen, wenn wir das wirklich wollen und uns unserer Sache sicher sind. Wenn wir auch wirklich in der Lage sind, diesen Begriff mit Inhalten füllen und diese Inhalte und unsere Ziele ebenso vehement gegen alle Widrigkeiten zu verteidigen, wie es die Frauen taten, in deren Fußstapfen wir treten. Diese Frauen, von Anita Augspurg bis Clara Zetkin, haben uns gezeigt, dass selbst eine schrittweise Verbesserung der Lage der Frau nur durch eine ganzheitliche Patriarchatskritik und einen mutigen sowie konsequenten Einsatz zu erlangen ist. Moderatere Mitläuferinnen, die sich dann im Schutze unserem Windschattens trauen, Reformen zu befürworten und Männer, die diesen Mitläuferinnen aus Angst vor Schlimmeren, nämlich uns, dann zustimmen, werden sich schnell finden, wenn es uns gelingt unsere Ziele und die feministische Gesellschaftsanalyse, aus der sie sich ergeben an die unter der patriarchalen Herrschaft leidenden Frauen zu vermitteln – und was das anbelangt stehen wir noch sehr am Anfang und können uns noch sehr verbessern – aber vor allem ist es wichtig diesen Frauen Mut zur Auflehnung gegen diese Herrschaft und zum Aufrechten Gang zu machen.

Wie aber sollen wir anderen Frauen den Mut zur Auflehnung einflößen, wenn wir selbst uns nicht trauen, offen zu unseren feministischen Inhalten zu stehen, indem wir sie im Namen unserer Partei führen?